Feuer „ohne Streichhölzer“!
Wie ich schon sagte, ist das Feuer eines der elementarsten Bedürfnisse in einer Survivalsituation. Folglich kann ich eigentlich nicht genug Tips und Tricks kennen, um mir in – fast – jeder Situation ein Feuer zu machen. Mit Streichhölzern oder einem Feuerzeug ist dies natürlich wesentlich einfacher als ohne diese Hilfsmittel. Und wenn das Feuer schon „mit Streichholz“ unter Umständen ein Problem darstellen kann, so ist es um so schwieriger, ein Feuer ohne diese reinen Feuer-Hilfsmittel zu entfachen.
Die hier vorgestellten Techniken sind natürlich nicht abschließend und stellen lediglich einen Auszug aus den Möglichkeiten dar, mit denen man ein Feuer machen kann. Jede der folgenden Techniken wurde von mir ausprobiert und funktioniert auch. Ihr werdet sie in unseren Kursen wiederfinden und auch praktisch trainieren können.
Feuerstein und Stahl
Einen Feuerstein findet man in Norddeutschland – insb. an der Küste – überall. In der Mitte von Deutschland und im Süden wird es dann schon etwas schwieriger. Voraussetzung für diese Technik ist ein hervorragender Zunder. Dieser muß wirklich trocken sein, da die hier entstehenden Funken nicht sonderlich groß sind. Haltet den ca. faustgroßen Feuerstein in der linken Hand und schlagt von oben mit dem Stück Stahl (Messerrücken, Stahlnagel, etc.) und gefühlvoller Wucht an der Seite des Feuersteins entlang. Unmittelbar darunter befindet sich der Zunder, in den die Funken fallen. Fängt dieser an zu glimmen, so wird die Glut durch vorsichtiges und kontrolliertes Pusten angefacht. Diese Technik ist nicht einfach und man braucht schon eine gewisse Übung. Aber genau dafür trainieren wir ja Survival 🙂 Achtung: Durch das „Feuerschlagen“ können teile des Feuersteins absplittern. Wenn Ihr diese in die Augen bekommt, kann das Verletzungen hervorrufen. Also nur mit Schutzbrille üben!
Feurbohren
Dies ist wohl die bekannteste Technik, um Feuer ohne Streichhölzer zu machen. Wie der Name schon sagt, bohre ich mir hier das Feuer. Ich benötige dazu ein Feuerbrett aus Weichholz. Ideal ist es, wenn das Brett so groß ist, dass ein Fuß oder ein Knie darauf paßt. Das Brett sollte aus möglichst weichem Holz sein. Dann brauche ich einen Bohrer bzw. eine Spindel. Diese sollte – im Gegensatz zum Brett – aus möglichst hartem Holz sein und etwa 50 – 60 cm lang und etwa fingerdick sein. Der Bogen kann aus beliebigem Holz hergestellt werden. Als sinnvoll hat sich meiner Ansicht nach eine Länge von ca. 60 cm bewährt. An dem Bogen wird ein Stück Kordel, Seil (im Notfall Schnürsenkel!) o.ä. angebracht, welches als Sehne dient. Diese darf nicht zu stramm gespannt werden. Um von oben Druck auf die Spindel ausüben zu können, brauchen wir noch einen Stein mit einer Vertiefung. Dazu eigenen sich besonders Feuersteine, die am Meer gefunden wurden und ausgewaschene Vertiefungen haben. Aber auch sonst lassen sich entsprechende Steine in der Natur finden. Dieser Stein sollte gut in eine Handfläche passen und stabil gehalten werden können, wenn die Hand zur Faust geschlossen wird. In einigen Büchern wird von einem Hartholzstück geschrieben, das anstatt des Steins genommen werden kann. Davon rate ich ab. Beim Feuerbohren brauchen wir Geschwindigkeit und kontrollierten Druck auf die Spindel. Bei einem Stück Hartholz entsteht nicht nur unten am Feuerbrett Qualm durch erhebliche Reibung, sondern auch oben. Durch diese Reibung oben wird uns recht viel Energie genommen, was zu Lasten der Geschwindigkeit und Ausdauer geht. Bei einem Stein ist die Reibung nicht so hoch. Und Zunder ist wichtig. Wie immer……. In das Feuerbrett drücke bzw. kratzt Ihr mit einem Messer, Stück Feuerstein o.ä. eine kleine Vertiefung, die ca. 1,5 – 2 cm vom Rand entfernt sein sollte. Nun spitzt die Spindel an beiden Enden an, legt sie mit einer Drehung in die Sehne ein und setzt eine Spitze in die Vertiefung. In der rechten Hand haltet den Bogen, in der linken Hand den Stein, welcher von oben auf die andere Seite der Spindel gedrückt wird. Ich lasse mich nach Möglichkeit -auf dem Feuerbrett- auf mein rechtes Knie nieder und stelle den linken Fuß daneben. Den Unterarm der linken Hand drückt ans linke Schienbein, um ihn zu stabilisieren. Die Spindel liegt so in der Sehne, daß sie sich dreht, wenn Ihr den Bogen vor und zurück schiebt. Nun beginnt von oben auf den „Bohrer“ zu drücken und gleichzeitig den Bogen vor und zurück zu schieben. Der Druck muß kontrolliert und nicht zu fest sein. Nach wenigen Sekunden sollte bereits Qualm im Bereich der Bohrung im Holzbrett aufsteigen. Ihr bohrt so lange weiter, bis sich Spindel und Feuerbrett gegenseitig angepasst haben Dann schnitzt von der Vertiefung zum Rand hin eine immer breiter werdende trichterförmige Kerbe ins Brett. Diese sollte relativ tief sein. Vor dieser Kerbe wird der Zunder plaziert. Jetzt gehts los. Der Bohrer wird wieder in die Sehne gedreht und es wird gebohrt, wie oben beschrieben. Nur deutlich länger. Zeitangaben kann ich keine machen. Sinnvoll ist es, wenn Ihr solange bohrt, bis ihr nicht mehr könnt… 🙂 Es beginnt ordentlich zu rauchen. Durch die Reibung werden die abgeriebenen Holzspänchen so heiß, dass sie zu glühen beginnen und verkohlen. Der heiße / glühende Kohlen- und Holzstaub schiebt sich durch die Kerbe. Legt Bogen und Spindel weg und blaßt vorsichtig in den entstandenen Holz-/Kohlestaub. Nach einigen Sekunden wird der Qualm aus diesem Staub stärker. Schließlich seht Ihr ein Glühen. Jetzt ist es an der Zeit den Zunder näher an die Glut zu drücken und kontrolliert weiter zu pusten, bis die ersten Flämmchen züngeln. Dann habt Ihr es geschafft. Für diese Art des Feuermachens ist Übung und Training unerlässlich. Ihr müsst ein Gefühl für Druck, Reibung und Geschwindigkeit bekommen. Achtung: Wenn Ihr den Bohrer in die Sehne gelegt habt, dann ist ordentlich Spannung darauf. Verkantet Ihr, dann kann der Bohrer weggeschleudert werden. Also Vorsicht. Es können Verletzungen entstehen.
Kaliumpermanganat (KMnO4) und Zucker
Kaliumpermanganat ist eine chemische Substanz, die in der Medizin für unterschiedliche Anwendungen benutzt wird. Insbesondere werden damit Lösungen hergestellt, um Hauterkrankungen zu behandeln. Aber KMnO4 ist für viel mehr Sachen geeignet: Als Indikator für die organische Belastung von Wasser zum Trinken, als Desinfektionsmittel, um Notsignale zu geben und so weiter. Unter anderem aber auch zum „Feuermachen“. Daher gehört es in jeden Survivalgürtel, jedes Survivalpack und jede Survivalweste.
Es gibt unterschiedliche Verfahrensweisen. Die einfachste ist folgende: Ihr nehmt einen trockenen Stein mit Vertiefung (walnußgroß) oder ein Stück Holz, in welches Ihr eine Vertiefung geschnitzt habt. Ihr mischt das KMnO4 mit dem Zucker im Verhältnis 1:1 und gebt die Mischung in die Vertiefung. Dann nehmt Ihr einen Ast, der in das Loch paßt, möglichst gerade. Steckt diesen in das Loch und dreht ihn zwischen den Handflächen ein paar mal hin und her. Dabei drückt Ihr den Stock nach unten. Nun müsste eine Stichflamme aus dem Loch schießen und den Zunder, den Ihr um das Loch herum verteilt habt, entzünden. Sollte es nicht funktionieren, so gebt noch etwas KMnO4 nach. Für die zweite Alternative benötigt Ihr einen Stein und ein Messer. Gebt das Gemisch auf den Stein, drückt die Klinge kräftig in einem kleinen Winkel auf den Stein in das Gemisch und zieht sie dann zu Euch hin. Durch den Druck und die Reibung entzündet sich das Gemisch ebenfalls. Die erste Alternative ist jedoch deutlich einfacher. Achtung: Das Gemisch ist hoch entzündlich und brisant. Immer getrennt transportieren und erst zum direkten Gebrauch mischen. KMnO4 ist grundsätzlich gesundheitsschädlich und brandfördernd. Also sehr vorsichtig sein!
Magnesiumstarter
Also diese Erfindung ist wirklich super. Der sehr leichte Magnesiumfeuerstarter ist unempfindlich gegen Nässe und Schmutz. Er ist kaum zu beschädigen. Und die Haltbarkeit ist natürlich auch unproblematisch. Mit dem Messer wird eine etwa walnußgroße Menge Magnesiumspäne abgeschabt. Auf einer Seite des Starters ist eine Art Feuerstein eingelassen. Wird mit dem Messerrücken darüber gekratzt, so wird ein Funkenregen erzeugt. Fallen diese Funken in das Magnesium, so entzündet sich dieses und verbrennt – relativ schnell – mit einer heißen hellen Stichflamme. Also Nase weg. Der Starter reicht für eine Vielzahl von Anwendungen und ist aufgrund seiner einfachen Handhabung und Unempfindlichkeit nur zu empfehlen. Auch er gehört in jeden Survivalgürtel.
Flint-Stein (Power Flint)
Der Flintstein ist auch unempfindlich gegen Nässe und Schmutz. Haltbarkeit und Bruchfestigkeit sind kein Problem. Er funktioniert ebeso, wie der eingelassene Flint auf der Seite des Magnesiumstarters. Kratzt man mit dem Messerrücken über den Stab, so wird ein Funkenregen erzeugt. Dieser muß in den gut vorbereiteten Zunder fallen. Auch eine sinnvolle Anschaffung und empfehlenswert.
Brennglas
Mit dem Brennglas lässt sich -leider- nur bei gutem Sonnenschein Feuer machen. Die Linse des Brennglases bündelt die Sonnenstrahlen. Ihr müsst nun den Abstand herausfinden, bei dem die Sonnenstrahlen auf dem kleinsten Punkt gebündelt werden. Dann wird es heiß. Konzentriert Ihr diesen Punkt auf den Zunder, so werdet Ihr bald Qualm und dann Feuer haben. Denkt auch an die Brenngläser aus Ferngläsern und starken Brillen.
Batterie
Steht Euch eine Batterie zur Verfügung, die eine etwas höhere Spannung hat, so könnt Ihr die Pole mit Kabeln versehen und dann durch Kurzschluß Funken erzeugen. Diese „erzeugt“ Ihr unmittelbar im Zunder. Und dann wie gehabt: Glimmt der Zunder, vorsichtig pusten und so weiter. Aber auch hier vorsichtig sein. Strom und hohe Spannungen sind gefährlich!!!
Das sind natürlich lange nicht alle Alternativen für Feuer ohne Streichhölzer oder Feuerzeug. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Die Literatur hat noch eine Vielzahl von Möglichkeiten anzubieten. Ob alle davon auch funktionieren, ist zweifelhaft. Ich behaupte, dass ich mir wirklich Mühe gebe und mich anstrenge. Aber gewisse Techniken funktionieren einfach nicht. Aber mit Sicherheit gibt es noch einige andere Möglichkeiten, an Feuer zu gelangen, ohne ein Feuerzeug oder ein Streichholz zu benutzen.