Unser Survival-Intensiv-Kurs

Ich werde immer wieder gefragt, was wir denn eigentlich so in unseren Kursen tatsächlich machen. An dieser Stelle möchte ich Euch einfach mal in groben Zügen anhand einiger Beispiele erzählen, was wir so gemacht haben. Das war natürlich längst nicht alles, was an dem Wochenende stattgefunden hat……


Der Zeitpunkt für den Intensivkurs bot sich förmlich an. Der 3. Oktober als Feiertag fiel dieses Jahr auf einen Freitage. Kombiniert mit dem Wochenende also ideal mal ein paar Tage zusammenhängend „auszuspannen“.

Das Ziel des Intensivkurses war es, den Teilnehmer Techniken aus dem Bereich Survival zu vermitteln und die praktisch Umsetzung zu trainieren. Dies sollte jedoch nicht wie eine schulische Veranstaltung als Unterricht ablaufen. Vielmehr sollten die Teilnehmer sich viele Dinge selber erarbeiten, kreativ sein und als Gruppe Probleme lösen und Hindernisse überwinden – und das unter physischen und psychischen Belastungen.

Als Ausrüstung wurde ein Schlafsack, eine Isomatte, ein Trinkbecher und ein Messer mit feststehender Klinge vorgegeben. Darüber hinaus sollte jeder Teilnehmer das mitbringen, was er für das Leben in der Natur für wirklich sinnvoll erachtet.

Über die Verpflegung brauchten sich die Teilnehmer angeblich keine Gedanken machen, dafür sei gesorgt, hieß es vom Veranstalter……..man sollte nicht alles glauben, was man so gesagt bekommt 🙂

Die Teilnehmer:
Marc – 30 Jahre
Daniel – 26 Jahre
Dietmar – 60 Jahre
Klaus – 39 Jahre

Außerdem war mein Kumpel Markus und natürlich meine Wenigkeit dabei. Didi konnte aufgrund einer Mittelohrentzündung und starken Grippe leider nicht mitmachen. Aber er sorgte für die Logistik.

Und los geht´s!

Tag 1
Der Morgen begann für ein Survivaltraining absolut herrlich: Gegen 07.30 Uhr herrschte Weltuntergangsstimmung. Es schüttete aus Eimern und gleichzeitig zog eines der beeindruckendsten Gewitter des Jahres über das Siegerland. Nebel ergänzte das Spektakel zu einer echten Herausforderung.

Wir haben uns um 09.00 Uhr in Wilnsdorf-Rudersdorf auf einem abgelegenen Wanderparkplatz in einem Waldgebiet getroffen.
Fünf Teilnehmer wurden erwartet, es erschienen leider nur vier. Wie sich später herausstellte, hatte einer der Teilnehmer gesundheitliche Probleme und nahm daher nicht teil.
Aber die vier anderen waren pünktlich und mit einem schnellen Kaffe über dem selbst entzündeten Feuer wurden alle recht schnell „warm“.

Dabei zeigten sich erste Probleme: Regen und Nässe vertragen sich mit Feuer nicht so richtig. Aber wenn die Natur es uns mit Wind, Regen und Nässe einerseits schwer macht, so hat sie auf der anderen Seite auch einige Dinge für uns parat, die es uns trotzdem erlauben, bei diesen widrigen Bedingungen ein Feuer zu entzünden und uns einen heißen Kaffee zu gönnen. Übrigens den letzten für diesen Tag……

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es dann ans erste Thema: Orientierung mit Karte und Kompass. Etwas Theorie, aber notwendig.

kompass

Danach hat uns Didi irgendwo in die Pampa gefahren. Keiner der Teilnehmer wusste, wo hin es geht.
Dort angekommen wurde der Gruppe eine Karte ausgehändigt, und es wurde ein Zielpunkt festgelegt, der erreicht werden sollte.

Also erst mal musste der eigene Standort bestimmt werden. Mitten im Wald, hügeliges Gelände, keine Übersicht möglich, keine Kreuzpeilung möglich……aber die Teilnehmer waren schnell auf der richtigen Fährte.
Aus einer Richtung waren Geräusche zu Hören, die auf eine vielbefahrene Straße hindeuteten. Also versuchte man in diese Richtung zu laufen, um die Straße als Auffanglinie zu nutzen. Kombiniert mit einem Gewässer, das in der Nähe entdeckt wurde, war der eigene Standpunkt recht schnell bestimmt.

Und dann ging es los in Richtung Zielpunkt.

Ach ja, Streichhölzer und Feuerzeuge waren untersagt. Ein Magnesiumstarter wurde ausgehändigt und war als einziges Feuerwerkzeug zulässig.
Also hieß es schon vom ersten Moment an: Zunder und trockene Materialien fürs Feuer am Abend am Wegesrand suchen und mitnehmen. Also Augen auf…..

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen.
Daniel navigierte uns mit Marschzahl und Kompasspeilung quer durch den Wald mit mannshohen Farnfeldern und traf zielgenau auf die auf der Karte angepeilte Wegekreuzung. Hut ab!

peilung

Der erste Zielpunkt war gegen 12 Uhr erreicht. Ein ca. 100 Meter langer und 60 Meter breiter See.
Die Aufgabe: Überwindung des Sees in seiner Breite. Egal wie!
Es stand etwas Seil zur Verfügung, so dass ein Floßbau möglich war. Nur war die Frage: Ein Floß für alle? Ein kleines Floß und mehrfach fahren? Trägt uns ein Floß? Schwimmen? Wie ist es mit dem Zeitfaktor für die gesamte Strecke? Usw.

Die Entscheidung der Gruppe fiel auf ein kleineres Floß für die Ausrüstung und Kleidung. Die Teilnehmer wollten Schwimmen und das Floß vor sich her schieben.
Aus dem Wald wurde Fallholz, dass auf dem Boden lag, gesammelt und mit der Schnur zu einen kleineren Floß verbunden. Hier bot sich die Möglichkeit Knoten zu üben.

Und dann runter mit den Klamotten, die Ausrüstung in Ponchos oder Regenkleidung eingewickelt und aufs Floß gelegt und ab in den See. Und der war ganz schön kalt!

see

Alle kamen drüben an. Dietmar schwamm die gesamte Strecke zu Trainigszwecken gleich doppelt!!! Mehr brauche ich zur Motivation wohl kaum zu sagen……..
Nachdem man wieder trocken in den Klamotten steckte wurde das Floß wieder zerlegt und das Holz wieder dorthin gelegt, wo es hergeholt wurde! Nachher verriet nur noch der etwas aufgewühlte Schlamm im Uferbereich, dass wir dort gewesen waren.

Dann ging´s weiter zum nächsten Zielpunkt.
Ein etwas kleinerer Tümpel, ca. 20 Meter breit. Dieser sollte auf einem Seil gleitend überwunden werden.
Dazu mussten erst einmal Bäume mittels zwei Schnüren von etwa 1,5 Metern Länge erklettert werden, um das Seil zu befestigen (Training von Knoten und Schlingen).
Dann sollte auf dem Bauch rutschend über das Seil geglitten werden. In der Mitte hing das Seil durch, so dass man mit den Füßen fast das Wasser berühren konnte. Hinten ging es wieder etwas nach oben, was das Gleiten schwieriger machte. So stieg der ein oder andere nicht erst ganz am Ende, sondern etwas früher im Schilf ab……… da war noch ordentlich Schlamm und es gab nasse Füße. Aber niemand ließ sich etwas anmerken.

seilsteg

Weiter zum nächsten Zielpunkt, einem alten Bergwerkgelände. Erst musste eine Schutthalde erklommen werden. Auf der anderen Seite ging es ca. 25 Meter steil bergab. Hier wurde sich im Dülfersitz ohne Hilfsmittel, wie Sitz- oder Brustgurt, Abseilhilfsmittel o.ä. sondern nur mit dem einfachen Seil und dazu noch mit Gepäck und Ausrüstung abgeseilt. Und bisher haben alle Teilnehmer immer wieder festgestellt, dass es wesentlich einfacher ist, als es aussieht.

abseilen

Mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Es lagen noch etwa 2 Stunden Fußweg vor uns. Bisher war der Tag ganz schön anstrengend und noch keine Verpflegung……..na sollte da jemand gelogen haben?

Unterwegs wurden schon Hagebutten gefuttert und Schlehen gepflückt. Hier und da waren Waldbeeren zu finden.
Und schließlich kamen wir auch an einem abgeernteten Kartoffelfeld vorbei. Hier wurde doch die ein oder anderen Kartoffel gefunden, die bei der Ernte vergessen worden war.

Am Lagerplatz angekommen, ging es schon langsam in Richtung Dunkelheit. Also teilte sich die Gruppe auf: Drei Leute fürs Feuer und drei für die Unterkunft.
Für die Übernachtung stand eine größere Plane und drei kleinere Planen zur Verfügung. Wie die Unterkunft errichtet werden soll, blieb den Teilnehmern überlassen.
Es wurde sich für ein Schrägdach mit der Öffnung zum Feuer hin entschieden.
Der andere Teil der Gruppe sammelte Feuerholz und bereitete das Feuer vor. Schließlich musste das Feuer ohne Streichhölzer und nur mit dem Magnesiumstarter entzündet werden.
Da alles recht naß war, waren die Teilnehmer froh, schon während der Wanderung verschiedene Dinge gesammelt zu haben, die jetzt trocken und fürs Entzünden des Feuers unentbehrlich waren.
Und aufgrund der guten Vorbereitung dauerte es auch nicht lange und das Feuer brannte.

feuer

Und nun kam die Spezialsuppe: Kartoffeln, Hagebutten, Löwenzahn, Brennesseln,
Spitzwegerich, Breitwegerich, Klee und so dies und das, um nur ein paar Dinge zu nennen. Abgerundet wurde die vegetarische Suppe mit einer Fleischbeilage, einer Hand voll Maden.
Natürlich schauten alle Teilnehmer erst mal genauer hin, ob man das Gewimmel wohl in die Suppe packen kann. Aber schließlich entschieden die Teilnehmer gemeinsam: Jawohl, reines Eiweiß, wer weiß, was uns morgen erwartet.

suppe

Außerdem wurde mit einem Teig aus Mehl und Wasser versucht, ein Brot auf einem heißen Stein zu backen – ein Fladenbrot. Aber der wiederkehrende Regen hatte das Brot recht schnell zu Mehlschlamm verwandelt.

Da kein Besteck auf der Liste der mitzubringenden Gegenstände stand, wurden Gabel und Löffel selber gebaut bzw. geschnitzt.

loeffel

 

Eine gemütliche Runde am Lagerfeuer und dann erschöpft ab ins Bettchen…..

In der Nacht schüttete es, wie aus Eimern. Dabei Sturmböen, die den Regen unter das Schrägdach drückten. Teilweise wurden die selbstgebauten Heringe aus der Verankerung gerissen und die Plane peitschte ordentlich…..und kam dann so zum liegen, dass das ablaufende Wasser bei einem Teilnehmer im Schuh landete, der morgens wirklich voll war. Soviel zum Thema Wassergewinnung!

Der ein oder andere hat nicht viel Schlaf bekommen…..

Tag 2
Morgens hörte es auf zu regnen. Bodennebel und deutlich gefallene Temperaturen ließen einen bei der feuchten Kälte frieren. Also Feuer an.
Die Teilnehmer hatten schon so viel gelernt, dass das Feuer trotz des extremen Regens in der Nacht wirklich schnell brannte.
Für die gegebenen Bedingungen kaum schneller machbar!
Outdoor-Hygiene musste dann auch sein. Waschen im Bach mit kaltem Wasser und die Zähne mit Kohle aus dem Feuer und dem kleinen Finger geputzt.

Ohne große Absprachen erledigte jeder Teilnehmer das, was gerade anfiel. Feuerholz holen, Abwaschen, Kleidung zum trocknen aufhängen usw.

Dann wurde eine stabilere Unterkunft in Angriff genommen.
Gemeinsam wurde bereits gefallenes Holz aus dem Wald geholt.
Daraus wurde ein Schrägdach, deutlich größer als das erste, gebaut. Dieses wurde mit den Planen abgedeckt. Aufgrund der Größe hätte der Wind auch nicht mehr so einfach den Regen unter das Dach drücken können.

Außerdem wurde das Abziehen des Fells und das Ausnehmen eines Hasen demonstriert.

hase

Da wir uns an Recht und Gesetz halten, wurde der Hase natürlich nicht selber gefangen, sondern bereits waidgerecht geschlachtet abgeholt.

Der Hase wurde angebraten und dann gekocht. Dadurch das Anbraten verschließen sich die Poren des Fleisches, und beim Kochen bleibt der gesamte Nährwert erhalten, da die Brühe natürlich auch getrunken wird.
Man kann den gesamten Kopf übrigens mitkochen und das Fleisch nachher ablösen und nochmals alles aufkochen. Den Kopf drin lassen. So wird wirklich alles verwertet. In die Suppe kamen die Reste der Kartoffeln vom Vortag und noch ein paar Hagebutten und so das ein oder andere, was auf der Wiese zu finden war.
Ganz ehrlich: Ein Festmahl! Und man hat absolut alles verwertet!

gewuerze

Nachmittags standen dann Themen, wie Feuer ohne Streichhölzer, Wassergewinnung und -aufbereitung, auf dem Programm, wobei alles von den Teilnehmern geübt und ausprobiert werden konnte.

Ab und zu bekamen wir mal wieder den Hintern gewaschen, aber daran hatten sich alle längst gewöhnt.

Gegen Abend stand dann das Abendessen auf dem Programm. Dazu nahm jeder Teilnehmer seine eigene Forelle aus und füllte sie mit Beifuß und Sauerampfer. Auf dem selbst gebastelten Rost wurden sie über der Glut gegrillt. Hier und da einen Fichtenzweig mit grünen Nadeln in die Glut geworfen gaben dem Fisch einen rauchigen Geschmack.
Einfach nur lecker! Und alles ohne Hilfsmittel aus der Zivilisation!
Im Anschluß backten wir noch ein Fladenbrot auf einem heißen Stein für das Frühstück am nächsten Morgen.

Schließlich riß der Himmel auf und es hörte auf zu regnen. Das hatte zwei Dinge zur Folge:
Erstens wurde es echt frisch: Die Temperatur ging auf 5 Grad zurück und die Nacht kam erst noch. Und alle hatten vom ständigen Regen feuchte Klamotten an. Wir standen bis zu den Knöcheln im Matsch.
Aber zweitens konnte man die Sterne und den Mond sehen. Also ideal um Orientierung ohne Kompass bei Nacht zu üben.
Großer Wagen, kleiner Wagen, Himmels-„W“, Nordstern usw. konnten erkannt werden – bis hin zum Mond, mit dem wir auch die Himmelsrichtung bestimmen konnten. Und mit dem Kompass wurde überprüft, dass die ermittelten Himmelsrichtungen stimmten.

Dann ging es noch mal ab in die Falle.
In der zweiten Nacht war es fast windstill und es regnete nur noch einmal kurz. Aber dafür war es deutlich kälter als in der ersten Nacht.

Tag 3

morgen

Am nächsten Morgen ging´s um sieben raus aus den „Federn“.
Abends war ein solch dicker Holzklotz aufgelegt worden, so dass morgens noch Glut vorhanden war. Ganz schön schlau……
Schnell war das Feuer entfacht und es konnte das am Vorabend gebackene Brot aufgewärmt und gefrühstückt werden.

Dann wurde der Überlebensgürtel thematisiert. Als Exkurs in diesem Bereich wurden unterschiedliche Messer vorgestellt und erläutert und worauf man bei der Anschaffung achten sollte (übrigens auch in (waffen-)rechtlicher Hinsicht).

Danach folgte die Orientierung ohne Kompass bei Tag und Knotenkunde.
Abschließend wurden Auslösemechanismen für den Fallenbau erklärt, wobei keine Falle gebaut wurde. Hintergrund dafür sind die rechtlichen Vorschriften bei uns, die wir während des gesamten Trainings in jeder Hinsicht zu beachten versuchen – nicht nur beim Fallenbau.

Mittags gab es dann mitgebrachtes Wildschweinfleisch – über dem Feuer gegrillt und mit Beifuß und Feuerrauch gewürzt.

grill

Nach dem Essen wurde das Lager abgebaut und aufgeräumt. Das Feuer wurde ordnungsgemäß mit Wasser gelöscht.
Bis auf die Unmengen an Schlamm erinnerte nicht mehr viel an unsere Anwesenheit.

Wir machten uns zu Fuß auf den Rückweg zu den Fahrzeugen, die ca. 15 Minuten entfernt standen.

Dort trennten sich nach einer intensiven Verabschiedung unsere Wege……

Fazit:
Trotz des wirklich schlechten Wetters war es ein einfach nur gelungenes Wochenende. Es war eine hervorragende Gruppe, die von Beginn an aufeinander eingespielt war und von Stunde zu Stunde besser miteinander arbeitete.
Und zu erkennen, dass man mit sehr wenigen Hilfsmitteln (oder auch manchmal ohne Hilfsmittel) aus der Zivilisation schon sehr viel erreichen kann, war ein wirklich immer wieder bemerkenswertes Erlebnis und Gefühl.
Bis zum nächsten Mal…….


Von hier noch mal meinen herzlichen Dank an die Teilnehmer, die uns ein wirklich schönes Wochenende haben erleben lassen.