Nährpflanzen, Heilpflanzen und sonstige interessante Pflanzen
An dieser Stelle werde ich beispielhaft ein paar Pflanzen vorstellen, die für den Survival-Interessierten eine Bedeutung haben.
Vorweg möchte ich jedoch eine wichtige und ernst zu nehmende Warnung aussprechen! Beim Umgang mit Pflanzen und deren Verwendung als Heil- oder Nährpflanze ist extreme Vorsicht geboten. Viele Pflanzen sind nicht eßbar, schlimmer noch – sie sind zum Teil sogar tödlich giftig, wie z.B. der Wasserschierling. (Sokrates soll durch das Trinken des berühmten „Schierlingsbechers“ gestorben sein!) Also, bitte lasst Euch von einem fachkundigen Pflanzenkenner die jeweilige Pflanze in der Natur direkt zeigen oder besorgt Euch ein wirklich gutes Buch zur richtigen Identifikation der Pflanzen. Im Zweifelsfall lieber auf die Pflanze verzichten. Und beachtet den Naturschutz. Viele Heilkräuter sind geschützt, wie z.B. die Schlüsselblume. Das Wissen um diese Pflanzen ist wichtig – aber sie bleiben von uns absolut unberührt. Grundsätzlich ist es ratsam, alle auf dem Boden befindlichen Pflanzen zu kochen. So wird der Fuchsbandwurm abgetötet.
Der beschriebene Umgang mit Pflanzen geschieht auf Eure eigene Gefahr!
Wenn ich mir die Menschen beim Wald- und Wiesenspaziergang so anschaue, dann laufen die meisten Spaziergänger doch „blind“ für Natur und Umwelt durch die Gegend. Verstrickt in eigene Gedanken gehen sie geradewegs an vielen interessanten und vor allem auch nützlichen Pflanzen vorbei, ohne sie wahrzunehmen. In unserer Gesellschaft gibt es für jedes Wehwehchen ein Mittelchen. Apotheken finden sich in jedem kleinen Ort. So einfach ist das….Blasenpflaster, Jodtinktur, Kopfschmerztabletten, Salbe für Wunden und und und. Es gibt kaum etwas, was es nicht gibt. Warum sollte man sich also noch Wissen um Heilpflanzen aneignen? Aber wer Survival trainiert denkt da etwas anders. Denn wenn ich draußen bin, dann habe ich keine Apotheke vor der Tür. Zumindest keine, an der „Apotheke“ dran steht. Aber ansonsten bietet uns die Natur eine riesige Auswahl an Pflanzen, mit denen ich „Probleme“ behandeln kann. Und hier möchte ich einige davon vorstellen….
Um zu zeigen, dass ich nicht aus Büchern irgendwelche Pflanzen raussuche, bin ich bei einem Spaziergang hergegangen und habe einfach eine Fläche von 30 Metern Länge und 10 Metern Breite neben einem Weg ausgewählt. Der Boden ist recht trocken und teilweise steinig. Es handelt sich um ein anspruchsloses Terrain. Schaut Euch das Bild einfach an.
Und ich kann Euch sagen: Dieser Bereich hätte mir meinen Tisch im Überfluß an Nahrung gedeckt und obendrein hätte ich noch eine Vielzahl von Kräutern gegen die unterschiedlichsten Krankheiten und Verletzungen gehabt. Insgesamt habe ich 13 Pflanzen gefunden, die für uns von Bedeutung sind.
Ich verzichte auf die wissenschaftlichen Bezeichnungen und detaillierten Beschreibungen des Aussehens. Um die entsprechenden Pflanzen eindeutig identifizieren zu können, bedarf es fachkundiger Anleitung oder eines wirklich guten Buches mit entsprechenden Bildern und Beschreibungen. Das würde den hiesigen Rahmen sprengen…..
Der Frauenmantel
Der Frauenmantel ist schon im April mit seinen individuell geformten und noch zarten Blättern gut zu erkennen. Ihr findet ihn auf Wiesen und Weiden. Im Mai beginnt die Blütezeit. Die Blätter sind eßbar. Gewaschen als Salat oder in der Suppe sind sie echt lecker. Wenn die Blätter größer sind (bis 10 cm) lassen sich auch Heuschrecken, Würmer und andere kleinere Tiere in sie einpacken und dann ab in die Glut oder noch besser – den Erdofen damit. Charakteristisch sind die Wassertropfen auf den Blättern. Insbesondere morgens, wenn Tau gefallen ist, aber auch nach einem Regen. Da der Frauenmantel oft in großer Anzahl auftritt, kann der Fleißige sogar die Tropfen in einem Becher sammeln und so seinen Wasservorrat ergänzen ;-). Der Tee aus Frauenmantel ist hervorragend gegen offene Wunden nach dem Zähneziehen. Mehrfach täglich mit dem Tee spülen und die Wunde ist recht schnell zugewachsen. Die Blätter zerquetscht auf Stiche, Schnitte oder offene Wunden gelegt, helfen bei der Heilung. Dem Tee wird außerdem nachgesagt, er würde die gesamte Muskulatur stärken.
Die Strahllose Kamille
Die Strahllose Kamille wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aus Amerika in Europa eingeschleppt und ist seitdem hier verbreitet.
Sie enthält ähnliche ätherische Öle, wie die echte Kamille, hat jedoch nicht die Heilwirkung der echten Kamille. Dennoch riecht sie aromatisch und ist in gewissem Maße noch als Heilkraut zu betrachten, da sie noch geringe Mengen an ätherischen Ölen enthält.
Der Löwenzahn
Eine meiner Lieblingspflanzen. Extrem anspruchslos und wächst fast überall. Er ist nach dem Winter eine der ersten Pflanzen, die man findet. Obwohl ein milchiger Saft in der Pflanze zum Vorschein kommt, wenn sie abgebrochen wird, ist sie doch eßbar. Von Pflanzen mit milchigem Saft solltet Ihr ansonsten die Finger lassen! Roh und gekocht ist er genießbar – und zwar von der Wurzel über Blätter und Stengel bis zur Blüte. Die (jüngeren) Blätter kann man ganz lecker als Salat essen. Der Löwenzahn enthält Vitamine. Er wirkt verdauungsfördernd und blutreinigend. Schneidet die Wurzeln klein, zerreibt sie etwas zwischen zwei Hölzern und röstet sie dann über dem Feuer in z.B. einer Dose. Dann mit kochendem Wasser aufgießen – fertig ist der Survival-Kaffee. Manchmal sieht man im Frühjahr ganze Wiesen, die gelb von den Blüten des Löwenzahns sind. Wenn die dann zum Flugsamen übergehen, haben wir einen super Zunder. Die Flugsamen zu sammeln lohnt sich bei der Menge. Schön fest zusammenpressen und Ihr habt hervorragenden Zunder! Eine Pflanze, die in unseren Trainings immer besondere Beachtung findet.
Der Spitzwegerich
Er steht dem Löwenzahn nicht nach, übertrifft ihn in Sachen Heilkraut sogar noch. Der Spitzwegerich kommt meist in größeren Mengen vor und ist roh und gekocht eßbar. Er enthält Vitamine (A, C, K) und Mineralien. Beschränkt Euch auf die Blätter. Auch er ist extrem anspruchslos und wächst auf Wiesen und Weiden, manchmal auch am Wegesrand. Der Spitzwegerich ist schon im April zu finden. Neben seiner Anwendung als Nährpflanze ist er als Heilpflanze mein absoluter Favorit. Wer sich mit Survival beschäftigt und öfter draußen ist, der wird von Mücken und sonstigem Getier gestochen. Zerriebene Blätter des Spitzwegerich mehrfach auf den Stich gelegt und Ihr habt keine Schmerzen und kein Jucken. Der Stich heilt sehr schnell ab. Oder bei Verletzungen: Kurz mit dem Messer in die Hand geritzt oder an einem Ast hängen geblieben? Wascht ein paar Blätter, zerquetscht sie zwischen den Fingern und ab auf die Wunde. Ab und zu wechseln. Ihr werdet staunen, wie schnell die Verletzungen zuheilen. Außerdem wird er bei Erkältungen und Husten als Teeaufguß eingesetzt.
Der Breitwegerich
Er hat ähnliche Wirkungen, wie der Spitzwegerich, jedoch nicht ganz so gut. Auch er ist eßbar. Ihn findet Ihr meist auf und direkt neben den Wegen. Die Indianer nannten ihn auch „Fußabdruck des weißen Mannes“. Er ist zäh und übersteht so manchen Tritt. Charakteristisch sind die Blattnerven, die man deutlich erkennen kann, wenn man die Blätter direkt oberhalb des Stiels auseinanderzieht. Wie ich schon erwähnt, viele laufen drauf rum aber kaum einer erkennt das gute eßbare Heilkraut.
Der Sauerampfer
Der Sauerampfer ist eine eßbare Pflanze. Auch er ist schon im April überall zu finden. Als Bestandteil eines gemischten Salats aus der Natur, kann man die Blätter nur empfehlen. Außerdem enthält er Vitamine und Mineralien.
Er ist roh und gekocht genießbar. Da er auf Wiesen oft in größeren Mengen vorkommt, dürfte sich das Sammeln lohnen und nicht lange dauern. Guten Appetit!
Die Brennessel
Tja, die kennt wohl jeder. Sie ist eines der bekanntesten wilden Gewächse und sehr weit verbreitet. Roh und gekocht ist sie genießbar, wobei sie bei rohem Verzehr kurz mit heißem Wasser überbrüht werden sollte. Schließlich trägt sie nicht umsonst ihren Namen. Und das „Brennen“ ist durch das Überbrühen nicht mehr vorhanden. Man kann sie wie Spinat zubereiten und genießen. Sie ist besonders eisenhaltig und enthält Vitamine und Mineralien. Und dass man aus ihr Tee zubereiten kann, dürfte allgemein bekannt sein. Auch als Heilkraut ist sie prima. Ihr Tee hilft gegen Kopfschmerzen, wirkt blutreinigend und unterstützt die Blutbildung.
Der Wiesenklee
Auch er ist eßbar – und zwar roh und gekocht. Der Vorteil ist, dass er zu fast allen Jahreszeiten zu finden ist und oftmals in großen Mengen vorhanden ist. Der Wiesenklee enthält Proteine.
Er sollte aber nicht in Übermaßen gegessen werden, da er die Verdauung fördert……aber als Beilage zum Salat oder so…..immer gerne genommen.
Das Hirtentäschelkraut
Das absolute Unkraut und schon vorhanden, sobald der Schnee weg ist. Viele bekommen schon die Panik in den Augen, wenn sie nur den Namen hören.
Das Hirtentäschelkraut ist sehr anspruchslos und wächst selbst an den unmöglichsten Stellen. Seine Blätter sind eßbar. Es enthält Vitamine und Mineralien und ist gekocht und roh genießbar. Hirtentäscheltee hilft bei Blutungen diese zu verringern oder zu stillen.
Die Wegrauke
Sie kommt recht oft vor und wächst auf anspruchslosem Boden. Sie bildet keine dichten Bestände, wie die Brennessel oder der Klee, kommt aber doch recht häufig vor. Sie schmeckt relativ scharf und kann in der Suppe zum Würzen genommen werden (Blätter). Ihr solltet sie nicht in Übermaßen essen..
Das Gänseblümchen
Ja, Ihr habt richtig gelesen. Das Gänseblümchen ist eßbar und hat einen guten, individuellen Geschmack. Roh oder gekocht kann man es genießen. Ab in den Salat – da ißt sogar das Auge mit. Mit der Menge solltet Ihr es nicht übertreiben, da es stoffwechselanregend wirkt.
Auch das Gänseblümchen ist auf Wiesen in größerer Anzahl anzutreffen. Und es ist eine der wenigen Pflanzen, die teilweise sogar im Winter zu finden sind.
Die weiße Taubnessel
Sie ist als Heilkraut nicht so gut, wie die Brennessel. Die weiße Taubnessel kann aber auch als Spinat gegessen werden.
Auch sie bildet häufig große Bestände, so dass einem leckeren Essen nichts im Wege steht.
Die Knoblauchrauke
Sie stand etwas weiter hinten, am Waldrand. Also nicht mehr direkt auf dem 30 X 10 Meter großen Stück, was ich ausgewählt habe. Trotzdem möchte ich sie erwähnen. Wie der Name schon sagt, riecht sie stark nach Knoblauch, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Und früher war sie für ärmere Leute der „billige“ Knoblauchersatz. Die Knoblauchrauke macht sich prima in Suppen oder als „Gewürz“ fürs Fleisch. Auch die Knoblauchrauke bildet große Bestände und ist daher häufig zu finden. Ihr Knoblauchgeruch hilft bei der Identifizierung sehr gut. Sie enthält viel Vitamin C und Provitamin A.
Also: Mein Tisch wäre reich gedeckt gewesen – an vegetarischer Kost. Und was beim Survival immer wichtig ist: Die Energiebilanz. Wenn ich für meine Nahrung mehr Energie aufwenden muß, als ich durch sie anschließend geliefert bekommen, mache ich ein Minusgeschäft. Das gilt übrigens auch für meinen Wasserhaushalt. Und die Energiebilanz würde im vorliegenden Fall für mich recht gut aussehen……alle diese Pflanzen standen sehr dicht zusammen. Nun habe ich also Kohlenhydrate, die für meine Muskelarbeit wichtig sind. Aber Ihr solltet nicht vergessen, dass der Körper auch Einweiß und Fett benötigt, gerade in Situationen, in denen der Organismus stark belastet und beansprucht wird.
Es gibt weit mehr eßbare Pflanzen und viele viele Heilkräuter. Zum Beispiel hilft Weidenrinde gekaut gegen Kopfschmerzen, da sie die Acetylsalicylsäure enthält. Wer sich länger mit Survival beschäftigt, kommt an Nähr- und Heilpflanzen kaum vorbei.
Und auch hier gilt: Üben üben üben – zu jeder Gelegenheit. Nur wenn ich Pflanzen ganz sicher identifizieren kann, sollte ich sie essen. Sonst esse ich sie vielleicht nur ein mal. Also so lange trainieren, bis Ihr sicher seid! Ich kann gar nicht genug betonen, wie gefährlich Fehler sein können. Und noch ein guter Rat: Solange Ihr nicht wirklich fit auf dem Gebiet „Nähr- und Heilpflanzen“ seid, lasst die Finger von allen Doldengewächsen. Unter ihnen gibt es viele, die wirkliche Probleme bereiten können. Und sie sind extrem schwer zu unterscheiden.
Ich hoffe, der Artikel hat Euch die ein oder andere Anregung gegeben.