Das Messer…

(Text und Bilder: Andi Hammel)

Das geltende Messerrecht werde ich hier nicht behandeln, da mir dies als nicht erlaubte Rechtsberatung ausgelegt werden könnte.

Ich werde hier ein paar Worte zum Thema Messer und Survival verlieren, doch eins vorweg: Die eierlegende Wollmilchsau unter den Messern gibt es nicht, man geht bei jedem Messer einen Kompromiss ein.

Auch werde ich keine Kaufempfehlungen bzgl. Marken oder spezieller Messer geben. Ein Messer zu kaufen ist eine sehr individuelle Sache, ich habe z.B. noch nie ein Messer  gekauft oder bestellt, welches ich nicht vorher in der Hand hatte. In einer reellen Survivalsituation wird eben das Messer , welches ich gerade dabei/ greifbar habe zu meinem Survivalmesser, da kann ich es mir nicht aussuchen und bin froh über alles was ich nutzen kann.

Während eines Survivalkurses kann ich mich da schon besser vorbereiten.

 

Messer HolzspaltenWelche Eigenschaften sollte das Messer haben mit dem ihr in unserem Kurs arbeitet?

Zunächst einmal sollte es sich möglichst um ein feststehendes Messer handeln, da diese stabiler, sicherer und vielseitiger in der Anwendung sind. ( Hebeln, Stemmen, Spalten und Ablängen von Holz mittels Schlagen auf den Klingenrücken…)

Wenn nur ein Klappmesser zur Verfügung steht sollte es zumindest eins mit arretierbarer  Klinge sein.

Zur Größe gibt es viele Philosophien und Diskussionen. Meiner Erfahrung nach reicht eine Klingenlänge von 10- 12 cm aus, gerade dann wenn ein Beil zur Verfügung steht. Wenn nicht darf es auch eine bis ca. 17 cm lange Klinge haben aber alles darüber wird dann wirklich unpraktisch und unhandlich.

Zum Stahl werde ich nicht groß ausschweifen, das würde den Rahmen hier sprengen.

Es sollte sich jeder selber Gedanken darüber machen ob er lieber ein Messer nimmt, das eine hohe Härte besitzt, lange die Schärfe hält, dafür aber draußen unter nicht optimalen Bedingungen sehr schwer nachzuschärfen ist oder ein Messer aus Kohlenstoffstahl, welches relativ einfach sehr scharf wird, dafür nicht so lange scharf bleibt und nicht rostfrei ist.

Zum Thema Rostfrei: Meiner Meinung nach wird dies überbewertet. Ein Messer das benutzt wird rostet nicht.

Ich habe Messer in allen möglichen Stählen und hatte mit minimalem Pflegeaufwand noch nie Rostprobleme.

Die Klingengeometrie, sprich die Art des Anschliffs ist auch wieder so ein  viel diskutiertes Thema mit vielen Argumenten für und wieder verschiedene Klingenformen.

Ich möchte noch mal betonen, dass es sich hier um meine persönliche Meinung und Vorliebe , entstanden aus meiner praktischer Erfahrung als Messernutzer und Hobby- Messermacher,  handelt und ich nicht den Anspruch habe hier das einzige , beste und  für jeden richtige Messer zu beschreiben!

Es gibt z.B. Messer mit Hohlschliff, dieser Schliff ergibt eine sehr feine Schneide und ist für filigrane Arbeiten sehr gut geeignet. Die Nachteile sehe ich aber in der mangelnden Stabilität der sehr dünnen Schneide und nichts ist schlimmer als ein kaputtes Messer wenn es das wichtigste und vielleicht einzige Werkzeug ist das zur Verfügung steht.

 

Schliffarten

Ich empfehle Klingen mit balligem oder skandinavischem Anschliff. Beide sind sehr stabil  weil viel Vollmaterial der Klinge erhalten bleibt und trotzdem eine hohe Schneidfreudigkeit durch die fehlende Schneidfase erzielt wird. Ebenfalls zu empfehlen ist der Flachschliff der bis zum Messerrücken hochgezogen ist, dieser gilt als stabil und schnittig, da der Winkel des Anschliffs auch bei dickerer Klinge sehr spitz ist und so leicht durchs Schnittgut “gleitet”.

 

Hier mal die verschiedenen Klingen im Querschnitt:

Anschliffarten

Sägezahnungen an der Schneide dienen vorwiegend dem besseren Durchtrennen von Seilmaterial und sind für unsere Arbeit eher hinderlich. Sägen auf dem Klingenrücken halte ich für überflüssig und sie machen Techniken bei denen ich mit der Hand Druck auf den Messerrücken ausüben muss schwierig bis unmöglich. Siehe Bild “Balliger Anschliff”.

Nun zum Griff, er stellt die Verbindung zwischen Hand und Klinge dar und ist somit sehr wichtig.

Der Griff sollte selbst redend angenehm in der Hand liegen auch bei festem Zugreifen darf nicht drücken und kneifen. Am besten kann man dies allerdings testen indem man mit dem Messer arbeitet, was vor einem Kauf selten möglich ist. Daher sollte man das Messer vor dem Kauf zumindest sehr fest bis übertrieben fest umgreifen, dann fallen einem störende Kanten und Ecken meist schon auf.

Das Griffmaterial sollte nicht zu glatt, wasser -, schlag- und temperaturunempfindlich sein. Mein Tipp ist hier Micarta oder G 10.

Ein runder Griff bringt den Nachteil des Verwindens in der Hand mit sich, was zu Folge hat, dass ich bei der Arbeit zusätzliche Kraft aufbringen muss um dem Verwinden entgegenzuwirken. Außerdem kann ich nur durch Tastsinn ( z.B. bei Nacht) nicht unbedingt feststellen ob ich das Messer richtig in der Hand halte.

Ovale oder flache Griffe haben sich bei der Arbeit mit Messern besser  bewährt.

Von Hohlgriffen, wie sie seit Rambo sehr beliebt sind, rate ich gänzlich ab.

Diese Konstruktion hat, außer bei einigen wenigen, sehr hochwertigen Messern, eine Sollbruchstelle zwischen Klinge und Griff. Ich habe schon Messer für 200,-€ beim Durchschlagen eines gut daumendicken Astes brechen sehen.

MesserAm stabilsten sind Messer in Vollerl- Bauweise, bei diesen geht der Klingenstahl in der vollen Höhe und Länge durch den Griff und es ist auf beiden Seite eine Griffschale angebracht. Von Vorteil, z.B. für Stemmarbeiten, ist es wenn der Vollerl am Ende des Griffs übersteht und als Schlagfläche verwendet werden kann.
Zum Schluss noch ein oft vernachlässigtes aber wichtiges Thema, die Messerscheide.

Auch hier gibt es viele Formen, Konzepte und Materialien, auf die ich nicht alle eingehen werde.

Wichtig an einer Scheide ist die unkomplizierte, sichere, einhändige und blinde Bedienbarkeit.

Man hat nicht immer die Möglichkeit beide Hände zu benutzen um das Messer zurückzustecken und unzählige Sicherungsriemen zu verschließen bzw. darauf zu achten selbige nicht zu zerschneiden.

Ich bevorzuge daher entweder einfache Köcherscheiden, die aber optimal angepasst sein müssen um ein Verlieren des Messers zu verhindern oder über einen Druckknopf als Sicherung verfügen sollten:

Geschlossene Köcherscheiden haben den Vorteil, dass die Klappe zusätzlich einen Stichschutz für den Körper beim Zurückstecken des Messers darstellet:

Bei all den praktischen Details und anwendungsrelevanten Für und Widers spielt aber beim Messerkauf auch immer eine ästhetische Komponente mit.

Ich hoffe ich konnte euch ein paar nützliche Denkanstöße bei der Entscheidung für oder gegen ein Messer bieten ohne euch zu verwirren.

Ich freue mich euch im Seminar zu sehen,

 

keep your life sharp,

Andreas Hammel

Andreas Hammel